Der Weg des Holunders
Wer seine Nase in eine Holunderblüte steckt, der erfährt, wie das gute Leben riecht: Nach erdiger Geborgenheit, nach süßlicher Verspieltheit und nach lieblicher Frühlingsluft. Der Holunder birgt tiefe Lebensweisheiten in sich, die er gerne mit jenen teilt, die ihn ins Herz geschlossen haben. Komm ein Stück mit mir auf dem Weg des Holunders und lass Dich von unserem uralten, heimischen Heilbusch und Schutzbaum verzaubern.
Der schwarze Holunder (Sambucus nigra) hat neben seiner starken Heilkraft und seiner tief mit unserer Kultur verwurzelten Mythologie eine ganz schlichte Art, uns im Leben beiseite zu stehen. Dazu kannst Du den Hollerbusch einfach beobachten und mit der Zeit, über die Jahre und Jahreszeiten, verwandelt sich das anscheinend so belanglos Offensichtliche in eine kleine bis große Offenbarung.
In meinen Kräuter- und Gemüsegarten wächst seit drei Jahren ein Holunder mitten auf dem Weg. Auf dem großen Gelände außenrum wachsen viele Holunder und es gäbe einige gute Alternativen zum Ansiedeln, aber es musste mitten auf meinem Gartenweg sein. Mein Nachbar dagegen wollte unbedingt einen Holunder an seinem Haus und hat einen Gekauften eingepflanzt. Der ist sofort eingegangen.
Der Holunder wächst nur dort, wo es ihm gefällt und lässt sich schlecht verpflanzen. Er hat seinen eigenen Kopf, ist frei und wild.
Der jung heranwachsende Teenager-Holunder reckt seine Zweige steil nach oben und strotzt vor Kraft. Bricht ein Zweig durch Schneemassen ab, treibt er neu aus und tut so, als wäre nichts gewesen.
Der Holunder ist kraftvoll, lässt sich nicht beirren und verliert nach Rückschlägen nicht den Mut.
Im Wald habe ich einmal einen sehr alten und dicken Holunderstamm gefunden, der gefällt worden war. Er war innen genauso hohl wie die jungen Zweige es sind. Im Alter biegt sich der Holunder nach unten. Die Zweige recken sich nicht mehr gen Himmel, sondern die Spitzen zeigen gen Erde, bis sie irgendwann die Erde im hohen Alter berühren.
Der Holunder bleibt sein Leben lang flexibel und verneigt sich in Hingabe an das Leben und die Erde.
Jeden Frühsommer ist es ein Fest, wenn die Hollerbüsche ihre Blütenpracht entfalten, alle möglichen Insekten anziehen und Menschen wie mich glücklich machen, die nichts anderes mehr im Kopf haben als selbst gemachte Hollerblütenküchle, Hollerblütensirup und Hollerblütengelee. Wenn alle Holunderblütenprojekte vollendet sind und langsam die Nächte wieder länger werden, sind plötzlich die Hollerbeeren reif. Schnell die Beeren sammeln für eine Tinktur und, und, und. Wer hat es schon einmal geschafft, einen Hollerbusch leer zu ernten? Ich glaube niemand (und es wäre auch blöd, weil andere Naturwesen auch etwas ab haben wollen).
Der Holunder ist großzügig mit allem, was er hat.
Die Rinde und die Blätter des Holunders hat man früher in der Pflanzenheilkunde verwendet. Heute wird das nur noch selten erwähnt, da der Holunder eigentlich leicht giftig ist. Er möchte nicht töten, sondern kann große Übelkeit und Bauchweh verursachen. Auch die Beeren sind roh und unverarbeitet leicht giftig.
Der Holunder setzt Grenzen. Er wehrt sich gegen schlechte Behandlung. Nicht Zuviel und nicht auf die falsche Art.
Ich stelle mir vor, wie es wohl gewesen wäre, wenn meine Oma mein Teenager-Ich früher einmal zur Seite genommen und gesagt hätte: “Mädchen, machs wie der Holunder, dann kommst Du gut durchs Leben!” Vielleicht hätte ich ein paar seelische Kratzer weniger abbekommen. Ganz bestimmt sogar!
Falls du so eine Oma leider auch nicht hast, macht nix, komm einfach in mein Seminar “Der Weg des Holunders” oder “Medizinpflanzen für eine neue Zeit”. Dort erfährst du noch mehr dazu und natürlich über die Heilkraft, die Mythologie und die Volkskunde des Holunders.